Das NewsTresor-Team besteht aus mehreren, freien Autoren. Wir gestalten diesen Blog als ein Gemeinschaftsprojekt neben dem Studium. Wir möchten mit unseren Artikeln insbesondere brisanten Themen einen Platz geben, die von der "großen Presse" bislang keine oder kaum Beachtung fanden. Alle Beiträge sind von uns exklusiv recherchiert.Das NewsTresor-Team besteht aus mehreren, freien Autoren. Wir gestalten diesen Blog als ein Gemeinschaftsprojekt neben dem Studium. Wir möchten mit unseren Artikeln insbesondere brisanten Themen einen Platz geben, die von der "großen Presse" bislang keine oder kaum Beachtung fanden. Alle Beiträge sind von uns exklusiv recherchiert.

Montag, 14. April 2014

Der Traum ist aus: Viel Talent, wenig Glück - ein Musiker erzählt...

Es ist eine wahre Geschichte über ein Schicksal, das kein Kitsch-Roman wohl besser hätte erzählen können. Die Geschichte einer goldenen und empfindsamen Seele auf der Suche nach Erfüllung.
Die Reise vom erlebten Glück in ein Leben jenseits von gut und böse.

Die Vorbilder sind die ganz großen des Showgeschäfts - denn mit ihnen verbindet er Wiedererkennungswert, Ausstrahlung und Bühnenpräsenz. Etwas, das langfristigen Erfolg verspricht.
Auch, wenn ihm von Anfang an bewusst war, dass nicht jedem dieser exorbitant große Erfolg vergönnt war und man dafür sicherlich auch einen Preis zahlt - er wollte einfach nur auf die Bühne. Auf der Suche nach Liebe. Eine andere Form von Liebe - denn im Privatleben war sie ihm nie vergönnt, er traf nie seine ganz große Liebe.

Ihm war seit je her bewusst, dass er auch die besondere Gabe, Menschen zu unterhalten, in sich trägt.
In dem kleinen Studentenstädtchen gab es nicht viele Möglichkeiten sich auszuprobieren, doch im Karaoke-Pub probierte er sich aus und wurde dort zu einem gefeierten und umjubelten Kultstar.
Auch, wenn ihm bewusst war, dass er kein Supermodel oder stimmlich keine zweite Celine Dion war, wusste er doch die Menschen zu unterhalten - auf seine ganz eigene, besondere Weise. Denn das, worauf es ankommt, um sich zu unterscheiden von all dem Einheitsbrei - den Wiedererkennungswert - den besitzt er zweifelsohne. Dessen war er sich ebenfalls immer bewusst.

Seine Auftritte waren der Höhepunkt eines jeden Abends, die Zugabe obligatorisch. Er wurde bejubelt, bekam tosenden Applaus, Bestätigung und Liebe, die ihm sein Schicksal ansonsten versagte. Und so wurden die monatlichen Auftritte im Pub sein Highlight im Leben. Auch, wenn die Bühne klein war, der Beifall war groß. Er bekam ein Gefühl dafür, was es heißen muss auf einer großen Bühne zu stehen und Beifall zu bekommen. Es war alles was er sich jemals wünschte, als hätte sich sein sehnlichster Traum erfüllt - bis der Pub knapp 2 Jahre später schließt und damit auch seine "Bühnenkarriere" beendet.
Viele Besucher waren auch seinetwegen gekommen, doch die Schließung des Pubs riss Publikum und Künstler auseinander.

Er suchte neue Plattformen sich künstlerisch auszudrücken, nahm Lieder auf und stellte sie ins Internet.
Doch es war, als wäre ihm der Erfolg abhanden gekommen - eines seiner Lieder landete beispielsweise in einem ungarischen Blog und erntete üblste Beschimpfungen, die unter die Gürtellinie gingen.
Nicht nur dort war man ihm plötzlich feindselig gegenüber eingestellt - auch seine Suche nach alternativen Auftrittsmöglichkeiten stellte sich als herbe Enttäuschung heraus. Ohne Kontakte und Hilfe von anderen musste er sich neue Bühnen suchen. Doch statt des berauschenden Erfolgs von einst erlebte er harte, schmerzvolle Erfahrungen.

Um überhaupt auftreten zu können, nahm er die einzige Möglichkeit, die er fand, an: Eine kleine, abgelegene Bühne auf einem Stadtfest einer konservativen Kleinstadt - seiner Heimatstadt.
Statt einem Publikum, das ihn mit offenen Armen aufnahm, trat er vor einem Publikum auf, das sich seinen individualistischen Darbietungen intolerant und ablehnend gegenüber äußerte - und das oft auch spürbar zum Ausdruck brache. Er versuchte das Publikum zu animieren, doch es blieb stocksteif stehen. Ein Auftritt wie auf dem Friedhof. Einige zeigten sich regelrecht ablehnend und verließen seinen Auftritt.

Nun lag es sicher auch am suboptimalen Auftrittsort und dem falschen Publikum - doch als er ein Jahr später immer noch keine neue Auftrittsmöglichkeit gefunden hatte, ging er erneut auf die selbe Bühne.
Er wollte nicht aufgeben, immerhin war es sein Traum. Mittlerweile blickte er mit Wehmut auf alte Erfolge zurück und sehnte sich danach, noch einmal den Ruhm von einst zu erlangen. Doch das Publikum war nicht gnädig mit ihm, zeigte ihm die kalte Schulter. Die Liebe, nach der er suchte, bekam er nicht.
Alte Wegbegleiter und Fans aus alten Zeiten, die er zu seinen Auftritten als Unterstützung eingeladen hatte, ließen ihn im Stich.

Über Jahre hinweg nahm er immer wieder diese einzige Auftrittsmöglichkeit wahr, in der Hoffnung, die Umstände würden sich bessern und er würde mehr Glück mit dem Publikum haben.
Der letzte Auftritt war für ihn nur noch ein Spießrutenlauf - er dachte zu Beginn an nichts böses, doch wurde während des gesamten Auftritts von zwei Rotzgören im Alter von vermutlich 14 Jahren übelst beschimpft. Beleidigende Zurufe, die deutlich unter die Gürtellinie gingen, kennzeichneten den ganzen Auftritt.
Ursprünglich war er auf die Bühne gegangen, weil er es liebte Musik zu machen und auf der Bühne zu stehen - doch diesen Auftritt wollte er einfach nur noch so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Seither hat er nie wieder eine Bühne betreten.

Es dauerte knapp 3 Jahre, ehe er sich von dieser Verletzung erholte und sich wieder der Musik zuwandte.
Er schrieb eigene Lieder und nahm sie im heimischen Studio auf - doch die große Resonanz blieb aus.
Das wenige Feedback, das er seither bekam, war überaus positiv, bescheinigt ihm Talent - doch es war, als würde seine Musik in der Masse der Posts in sozialen Netzwerken unbeachtet bleiben, es erfolgte teilweise gar keine Reaktion. Für einen Künstler fast noch schlimmer, als nur negatives Feedback zu bekommen.

Auf den Rückhalt seiner Freunde und Kontakte konnte er in dieser Sache ohnehin fast nie bauen.
Ehemalige Freunde seiner Karaoke-Zeit hatten sich längst von ihm abgewandt, einige erreichten mit ihrer eigenen Musik gar mehr Likes und Plays im Internet als er.
Seine Eltern unterstützten ihn nie, ruinierten sein angegriffenes Selbstwertgefühl als Künstler mit verächtenden Kommentaren. So bekam er auch von elterlicher Seite alles andere als Unterstützung.
Auch, wenn er immer noch viele musikalische Ideen hat, und sich seine Gesangsstimme zum positiven verändert hat, so lautet sein ernüchterndes Fazit:

"Neue Projekte beweisen immer wieder, dass es eigentlich niemanden interessiert, dass ich noch Musik mache. Ich stehe eigentlich komplett alleine da und habe bei der Suche nach neuem Publikum immer Pech. Oft frage ich mich sogar, ob es an der Qualität des musikalischen Outputs liegt, dass kaum jemand reagiert. Aber die Erfolge der Vergangenheit und das wenige, aber überaus positive Feedback zu neusten Aufnahmen zeigt mir, dass dem nicht so ist."

Manchmal fühle er sich wie ein alternder Star, der seine besten Zeiten hinter sich hat und dem das Publikum nicht mehr folgt. Doch ganz los kommt er von der Musik wohl auch nicht.

"Ich habe es mir immer wieder vorgenommen, keine Musik mehr zu machen. Doch zwei Dinge haben mich immer wieder dazu bewogen, weiterzumachen. Erstens der Glaube daran, dass das, was ich mache, doch nicht so schlecht sein kann und ich immer viel Pech hatte. Und zweitens, die Sehnsucht nach einem Erfolg von einst, noch einmal die Wärme und den Applaus des Publikums zu spüren. Wer das einmal erleben durfte, wird sich immer wieder danach zurücksehnen."

Doch seine Sehnsucht hat auch Grenzen - so zum Beispiel, wenn es um das Thema Casting-Shows im TV geht. Davon hält er nicht viel. Dort werde man bewusst  dem Fernsehpublikum der Lächerlichkeit preisgegeben. Nach diesen schmerzlichen und enttäuschenden Erfahrungen der Vergangenheit sei dies ohnehin das letzte, worauf er Lust habe. Und auch als erfolgreicher Teilnehmer werde man schnell verheizt - mit ganz wenigen Ausnahmen konnte sich bislang keiner der Teilnehmer langfristig im Geschäft halten. Zudem möchte er sich ohnehin in kein Muster drängen lassen, in das er nicht passe - als jemand, der anders ist als andere. Denn genau das ist es, was einen im musikalischen Einheitsbrei von anderen unterscheidet.

Jedoch, wenn er offenbar den Glauben an seine musikalischen Fähigkeiten doch nicht ganz verloren hat, stellt sich vielen Lesern sicher die Frage, weshalb er sich für diesen Beitrag nicht zu erkennen gibt...
Darauf sagte er uns:

"Die Angst, durch solch einen Beitrag erneut beleidigende Kommentare zu bekommen, ist noch zu groß. Das ist das letzte, was ich jetzt möchte. Wenn ich mich zu erkennen gebe, muss ich aber genau damit rechnen. Dass die Leute so auf mich reagieren, wie bei meinen letzten Auftritten. Auch, wenn es dafür meiner Meinung nach keinen so expliziten Grund gibt. Trotzdem treffe ich oft auf Menschen, die es nicht so gut mit mir meinen oder mich nicht so nett behandeln. Durch meine Anonymität hier minimiere ich mein Risiko und muss zudem negative Kommentare nicht lesen. Das ist anders, wenn mich jemand per Kommentar auf meinem Youtube-Kanal beleidigt - da sehe ich das sofort - auch wenn der Kommentar erst freigegeben werden muss. Das ist auch mit ein Grund, weshalb ich bis heute auf keiner Bühne mehr war - abgesehen davon, dass sich bisher für mich keine alternative Auftrittsmöglichkeit geboten hätte. Bei einem Auftritt wäre ich möglichen offensiven Beleidigungen wieder komplett ausgeliefert. Daher suche ich nun nach einer Möglichkeit, die mir das Selbstwertgefühl als Künstler zurückgibt. Und wenn es nur ein paar positive Kommentare sind."

Seine Geschichte zu erzählen, kostete ihn einiges an Überwindung - doch er möchte anderen die Augen öffnen.

"Viele Talente werden erst gar nicht erkannt, beachtet oder gesehen. Ohne die richtigen Personen, die dieses Talent auch fördern, wird man nicht vorankommen. Auch, wenn ich es mir wünsche und darauf hoffe, so denke ich, dass ich einen großen Erfolg wie damals nicht nochmal erlebe. Ich glaube immer noch, dass ich musikalisch nicht untalentiert bin - sonst würde ich nicht noch Musik machen und dafür vereinzelt begeisterte Kommentare ernten. Doch es ist ernüchternd, wenn die musikalische Botschaft, in die man Zeit und Herzblut gesteckt hat, so gut wie nirgendwo ankommt. Mein altes Publikum ist fort - und ich habe noch kein neues gefunden."

Seinen musikalischen Mitstreitern wünscht er mehr Erfolg, Aufmerksamkeit und Glück.
Die schmerzvollen Erfahrungen der Vergangenheit haben ihn scheu gemacht, dasselbe Schicksal wünscht er niemandem. Mühsam quält er sich nun durch einen schlecht bezahlten, monotonen und konventionellen Joballtag.
Eltern von musikalisch begabten Kindern rät er, sie in ihrem Talent zu fördern, sie zu bestärken das zu tun, was sie sich wünschen.

"Der Traum ist aus."

Wir, das NewsTresor-Team, wünschen ihm, dass er nicht Recht behält...

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